Nico Giani

Erzählen Sie uns mehr von sich. Wo sind Sie aufgewachsen? Mochten Sie Mode schon als Kind?
Als Kind war ich von Modezeitschriften wie Vogue, Elle und Marie Claire umgeben. Mein Vater war ein Accessoires-Designer. Es war unmöglich für mich, nicht von dieser Welt in ihren Bann gezogen zu werden. Ich bin in der Toskana, die für ihre Lederwaren bekannt ist, aufgewachsen.
Wie haben Sie entschieden, ein Taschendesigner zu werden?
Ich bin in Objekte verliebt, ich bin ein Seriensammler und Sachenanhäufer. Ich habe Modedesign und Kleidungsmusterproduktion studiert, aber als ich meine professionelle Karriere als Designer begonnen habe, habe ich mich von Objekten, Accessoires und Formen angezogen gefühlt.
Können Sie uns mehr über ihren kreativen Prozess erzählen?
Es ist wie ein Protokoll, dass ich die ganze Zeit über wiederhole. In der ersten Phase geht es darum, Informationen zu sammeln, die zu der Entstehung einer Idee führen. Gewöhnlich kommt diese Idee in den unerwartetsten Momenten. Dann versuche ich, daraus eine dreidimensionale Form zu machen… Das passiert alles in meiner Fantasie. Wenn dieser Schritt vollbracht ist, kann ich eine reale, definierte Form entwickeln.

Wie war die erste Tasche, die Sie entworfen haben?
Es war ein Rechteck mit einem Dreieck darüber, meine Lehrer dachten, dass es ein kleines Haus wäre.
Welche ist Ihre Lieblingstasche in dieser Kollektion?
Die Tasche “Frerea”! Ich wurde von einem Teleskop aus der Ära Ende des 19. Jahrhunderts, das ich in Paris gefunden habe, inspiriert. Diese Tasche stellt für mich eine Brücke da, die meine vergangenen Kollektionen mit den aktuellen verbindet.
Es heißt, dass Sie vom Design der 50er und 60er Jahren inspiriert werden. Warum gefällt Ihnen diese Ära?
Diese Objekte, die in den 50er und 60er Jahren entworfen wurden, besitzen eine einzigartige Energie, die mit einer unwiederholbaren Vergangenheit verbunden ist. Sie strahlen ein Gefühl immerwährender ästhetischer Freiheit aus. Ikonische Elemente wie der Sessel „Lady“ von Marco Zanuso, der „699 Superleggera“-Stuhl von Gio Ponti oder der „SMEG“-Kühlschrank weisen eine perfekte Synthese von Farbe, Form, Silhouetten und Oberflächenstruktur auf. Für mich stellen diese Stücke eine unerschöpfliche Inspirationsquelle dar.
Wo werden Ihre Taschen hergestellt?
In der Toskana.

Wie ist die typische Nico Giani-Kundin? 
Sie ist eine moderne, dynamische Frau, die eine kleinen nostalgischen Ader in sich birgt, eine Frau, die sich der Vergangenheit bewusst ist, während sie in die Zukunft sieht.
Wo sehen Sie das Label Nico Giani in der Zukunft?
Das ist für mich eine alltägliche Frage, deren Antwort sich immer wieder mit neuen Details füllt: Ich stelle mir eine Welt vor, die über das einzelne Objekt hinausgeht, und arbeite jeden Tag daran, in Zukunft einen Total-Look von Nico Giani präsentieren zu können.
Wenn Sie Ihrer Marke ein Zitat zuordnen könnten, welches wäre das?
Ich würde Fellini zitieren: “Der einzige wahre Realist ist der Visionär.“
Was würden Sie tun, wenn Sie keine Taschen entwerfen würden?
Ich hätte mich bestimmt in ein kulinarisches Abenteuer gewagt.
Haben Sie noch andere kreative Talente?
Wenn ich Zeit hätte, hätte ich gerne einen Garten; derzeit ist das aber nicht so.
Wen, tot oder lebend, würden Sie gerne Ihre Taschen tragen sehen?
Jane Birkin – sie ist eine zeitlose Ikone.