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LuisaViaRoma sprach mit dem weltbekannten Künstler Hey Reilly über seine Kunst, die Fendi-Kooperation und Spaß an der Arbeit.

Wie hat Ihr Studium am Royal College of Art (RCA) Sie beruflich geformt?

Dass ich einen Platz an der weltweit führenden postgradualen Universität für Kunst und Design gewinnen konnte, lag an der genialen Fürsprache der Professoren der Dundee University. Dafür werde ich immer dankbar sein. Die RCA gab mir die Freiheit, Grenzen zu überschreiten, und für mich bestand das zum Teil darin, Kleidung herzustellen und darauf zu malen. Das Beste von allem war, dass ich dadurch die Freude am Kreieren gefunden habe; dass harte Arbeit auch Spaß machen kann.

Es scheint, als hätten Sie sich im vergangenen Jahr auf Fast-Food- und Luxusmodemarken konzentriert. Wie passen diese beiden Branchen für Sie zusammen?

Ich interessiere mich dafür, wie Marken ihre Namen und Logos in einem fast ikonoklastischen Sinn präsentieren und dabei nonverbale Zeichensysteme zu verwenden. Ich suche nach Identitäten, die international anerkannt sind, aber auch Platz und Flexibilität in ihrer Ikonographie haben. Fast Food- und Modemarken sind die perfekten Symbole für das, was ich erforschen möchte. Ich habe aber vor Kurzem auch angefangen, mir Parfüms, Filme und Automarken anzusehen.

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Ihre Arbeit kommentiert häufig bekannte Marken und Figuren der Popkultur. Stoßen Sie oft auf urheberrechtliche Probleme und falls ja, wie gehen Sie damit um?

Die kreative Arbeit, die ich für Marken mache, ist weit entfernt von den störenden Bildern, die ich auf Instagram teile. Diese Bilder sind so konzipiert, dass sie dem Betrachter sofort einen Wiedererkennungseffekt bieten, weswegen Bilder von bekannten Prominenten oder Logos meine grundlegendsten Werkzeugen darstellen. Als Künstler versuche ich, meine ursprünglichen Idee nicht zu sehr von urheberrechtlichen Bedenken einschränken zu lassen. Im Allgemeinen arbeite ich im Rahmen des Begriffs „fair use“, wenn ich den Gegenstand meines Bildes parodiere oder als Basis für eine Satire nutze.

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Welche Rolle spielt Ihre positive Einstellung in Ihrer Kunst?

Ich bin von Natur aus ein positiver Mensch. Ich denke, das liegt an meiner Biographie und meiner Ausbildung, die mich zu dieser Art von Energie geführt haben, was dann wiederum zu meiner Art von Werken führt. Ich nutze Instagram hauptsächlich, weil es am besten zu funktionieren scheint, wenn Bilder gemacht und dann mit positiver Energie geteilt werden. Ich denke auch, dass, wenn Positivität und Optimismus in Kunst und Mode übergehen, die Social Media ebenso dazu genutzt werden können, zum Wohle aller zu arbeiten, wie zu begeistern.

Auf welche Leistung sind Sie bisher am stolzesten?

Es gibt so viele Dinge, auf die ich stolz bin! Ich bin stolz darauf, mit Marken und Leuten zusammenzuarbeiten, die ich liebe. Ich bin stolz auf meinen Instagram-Feed und dessen Wachstum. Ich bin besonders stolz auf meine Arbeit mit Fendi, die dazu beigetragen hat, Fendi Mania zu einem weltweiten Event zu machen, das ist überwältigend! Ich hoffe, in Zukunft genauso stolz auf meine neuen Projekte zu sein, auf die ich mich sehr freue.

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Welchen Ratschlag würden Sie jungen Künstlern geben?

Gleich mehrere Ratschläge: Habt Spaß an dem, was ihr tut, entwickelt euren Stil durch harte Arbeit, teilt und interagiert mit Freundlichkeit und, letztendlich, arbeitet mit Menschen, die so positiv sind wie ihr selbst.

Haben Sie eine Traum-Kooperation?

Aufgrund meiner Liebe zu Mode und Branding war meine Arbeit mit Fendi ein Traum, der wahr geworden ist, und ich würde unsere Zusammenarbeit gerne fortsetzen. Nach so einem Karrierehoch wäre alles andere ein Bonus! Ich liebe Parfums und Düfte sehr, und ich würde gerne von Anfang bis Ende an einem Projekt arbeiten und mich in jeden Aspekt des Projekts einbringen. Ich glaube auch, dass es mir viel Spaß machen würde, mit einem Schmuckdesigner zu kooperieren.

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Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?

Fit und gesund und mit Spaß dabei, neue Werke zu kreieren.

Wenn Sie für den Rest Ihres Lebens nur noch drei Alben anhören dürften, welche würden Sie wählen?

1. PJ Harvey – Let England Shake 2. Philip Glass – Einstein On the Beach 3. Cocteau Twins – Head Over Heels

Welche Vergleiche ziehen Sie bei der Kombination einer historischen Figur und eines Popkultur-Symbols?

Ich überlasse die Deutung der Vergleiche gerne dem Betrachter. Meiner Ansicht nach ist das die wahre Schönheit der Kunst. Mein Impuls beim Kombinieren ist, bekannte Bilder zu verwenden, die als „Zeichen“ dienen, vielleicht von gottähnlicher Natur in Kunst, Schönheit oder Berühmtheit, und ein neues Zeichen daraus zu schöpfen. Dieses neue Zeichen verbindet moderne Ikonen mit klassischen Ikonen. Mir gefällt es, sie als frische Ikonen, als neue Nachrichten für die Ewigkeit, anzusehen.

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Wie prägt Ironie Ihre Arbeit?

Die Ironie ist ein Schlüsselelement des britischen Humors. Ich denke, ich arbeite gelegentlich unabsichtlich damit. Ich fange nicht mit dem Versuch, zynisch oder witzig zu sein, an. Für mich beginnt meine Arbeit damit, mich dafür zu interessieren, wie ich mit einer Idee so spielen kann, dass sie zu etwas anderem wird. Ich versuche, nicht zu Tode zu analysieren, warum bestimmte Dinge funktionieren, aber ich mag die Bilder, die ich in den sozialen Medien teile, besonders wegen des „Stromschlages“ des Wiedererkennens, die sie in dem Betrachter auslösen.

Wie hat sich der kreative Prozess bei der Erstellung Ihrer T-Shirt-Kollektion abgespielt?

Das T-Shirt-Sortiment von REILLY basiert auf den Ideen, mit denen ich auf Instagram spiele. Ich halte T-Shirts für einen ähnlich geeigneten Ort zum Teilen von Nachrichten und Zeichen wie eine Instagram-Seite. Der Schlüssel und großartigerweise auch der Unterschied besteht darin, dass ein T-Shirt, wenn es zu dem Vehikel für das das Teilen von Zeichen wird, nicht online ist, sondern auf realen Körpern in der realen Welt! Ich liebe diesen Gedanken.

Text: LVR Editors
Produktauswahl: LVR Stylists
Besonderen Dank an Hey Reilly. Dieses Interview wurde bearbeitet und gekürzt.

IP-0A0056DB - 2024-10-02T00:33:37.0062439+02:00